Aktueller Hintergrund: Am Sonntag, den 9. Dezember 2012 findet im Verbindungshaus der Burschenschaft Germania Kassel, die dem Dachverband der rechten Deutschen Burschenschaft (DB) angehört, ein Fortbildungsseminar zur Vertiefung des burschenschaftlichen Gedankengutes statt. Hierzu eingeladen sind auch die Verbindungsbrüder aus Bielefeld, Clausthal, Göttingen, Kassel, Lemgo, Münster und Osnabrück.
Verantwortlich für die Organisation der Veranstaltungsreihe, die vom 13.10.2012 bis zum 19.01.2013 in Braunschweig, Leipzig, Graz, Tübingen, Kassel und Marburg stattfindet, ist Dr. Bruno Burchhart (Olympia Wien). Dieserschrieb unter anderem für die rechte Zeitung „Junge Freiheit“ und hielt 2010 bei der Burschenschaft Rheinfranken in Marburg einen Vortrag über die „Zukunft der deutschen Volksgruppen in Europa“, was neben Themen aus dem studentischen Alltag, wie „Wie lerne ich lernen“, „Wie geht man mit den Medien um“ und „Vereinsrechtliche Grundlagen“ auch bei der burschenschaftlichen Fortbildung in Kassel auf der Tagesordnung steht.
Völkisches Denken und Diskriminierung
Anders als andere Verbindungen versteht sich die DB als politische Organisation. Innerhalb der DB werden nur „bio-deutsche“ Männer aufgenommen, gewöhnlich keine Kriegsdienstverweigerer, sie tragen Farbe und locken junge Menschen meist mit günstigen Wohnmöglichkeiten und einem angeblich vorhandenen sozialen Netz.
Ihre politischen Themen sind eng gebunden an die Themen ihres Wahlspruchs „Ehre, Freiheit, Vaterland“. Hier offenbart sich völkische Ideologie als Kern burschenschaftlichen Denkens. So ist auch die erste Burschenschaft, die „Jenaer Urburschenschaft“ 1815 unmittelbar aus der völkischen Bewegung heraus entstanden, die eine Konsequenz des preußischen Feldzuges gegen Napoleon 1813 war. Auch haben sie mit einem offen antisemitischen Auftreten kein Problem, genau so wenig wie damit gegen Migrant_innen zu hetzen oder für ultrareakionär – patriarchale Ansichten einzustehen. Mit dem Lebensbundprinzip hieven sie sich gegenseitig in gesellschaftlich entscheidende Positionen – Frauen ausgeschlossen. Wie sollte es auch anders sein? In der „Männerwelt“ der DB bleiben die Burschen ganz unter sich, so kann ihnen auch niemand in ihr sexistisches, homophobes Weltbild reinreden.
Germania Kassel – Teil der extremen Rechten
Die Kasseler Burschenschaft Germania, die ihr Haus im Ortsteil Wolfsanger (Wolfsangerstr. 98) hat, machte in letzter Zeit einen eher inaktiven Eindruck. Im universitären Alltag fällt sie nicht auf. Ihre Website verlinkt seit kurzem nur noch auf die eigene Facebook-Seite, die mit ihren 37 „Likes“ und einer Hand voll Beiträgen diesen Eindruck nur verstärkt. Überregional bekannt wurde die Germania zuletzt im November 2004. Damals bewies sie, wessen Geistes Kind sie ist, als sie den mittlerweile verstorbenen Jürgen Rieger, seines Zeichens Neonazi, Antisemit, Holocaustleugner, ehemaliger NPD-Politiker und Vorsitzender der völkisch-rassistischen „Artgemeinschaft“, für einen Vortrag unter dem Motto „Ehre, Freiheit, Vaterland!“ einlud.
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